Freitag, 25. Mai 2012

Mittwoch, 23. Mai 2012

Mittwoch, 16. Mai 2012

Freitag, 11. Mai 2012

der Schandfleck (rot)

Als wir in die Wohnung einzogen, gut 10 Jahre ist das schon her, trat ich ans Fenster und staunte. Was für eine Aussicht. Vorm Haus ein behaglicher Bürgersteig, dann die kleine Strasse, eher zum Parken als für die Durchfahrt. Büsche, ein sandiger Uferweg, hinterm Eisengeländer die Spree und jenseits der Schlosspark. Was für ein Glück, dachte ich damals, und: das nimmt mir zeitlebens keiner mehr weg. Niemand wird die Strasse zur Rennstrecke verbreitern und jenseits des Wasser gibt’s erst recht keine Sorge: niemals ein Supermarkt, kein Parkhaus, schon gar keine Wolkenkratzer und natürlich auch keine lärmende Kneipe. Kein Sportplatz, kein gar nichts. Ich fühlte mich sicher und war’s auch – zehn schöne Jahre lang. Und es gab so viel zu sehen. Allein die unendlichen Nuancen der Natur im Wechsel der Jahreszeiten. An den Büschen, den Bäumen, der Wiesen drüben im Schlosspark. Eine Bühne, die tagsüber selten unbespielt blieb: die Ausflugsdampfer vom Frühling bis spät in den spätesten Herbst. Die kleinen Angeberschiffchen, je kleiner um so lauter und möglichst schnell. Auch die tapferen Ruderer, vom Steuermann vorwärts gehetzt. Nachts im Sommer die Mondscheinfahrten, magische Beleuchtung, zuweilen die Musik doch recht laut, aber die Knallbomben schwammen ja meist rasch vorüber. Tanzende, Lachende, Feiernde, Schmausende, Schauende. Tagsüber, wenn ich in Stimmung war, winkte ich auch manchmal zurück. Im Sommer hatte ich auf dem Balkon einen kleinen Blumenschutzschild um mich, über mir ohnehin den Sonnenschirm, den ich auch mal bei sanfterem Regen aufgespannt ließ; der Regen tippelt so schön zum träumen. Alle Wetter ziehen hier an mir vorüber, von den farborgelnden Sonnenuntergänge erzähle ich lieber nichts. Ich will ja nicht schwärmen, ich will schimpfen. Gestern Nachmittag muss es passiert sein, ich hab gar nichts mitgekriegt. Heute morgen aber, ich trete wie immer zum ersten Luftschnappen nach der Nacht auf den Balkon: oh Gott, was ist das denn? Grad unter mir, nicht weit weg vom Ufer, schaukelt im Wasser ein Monster. Feuerrot? Nein brüllrot, so eine grelle Farbe gibt es nicht in der Natur, die muss man sich ausdenken, und hier im Wasser zuckt sie nun auf und ab, wiegt sich träge zur Seite und die Spiegelung im Wasser ist auch nicht viel schöner. Eine Boje. Wozu bloß? Das Ufer gilt schon lange als nicht mehr ganz fest; im letzten Jahr fuhr ein großes Arbeitsschiff hier herum und besserte die Uferbegrenzung zum Wasser hin aus. Aber warum bloß diese fürchterlich giftige Farbe? Natürlich zum Abschrecken; die Schiffe sollen nicht so nah an’s Ufer ran fahren und weil die Menschen nicht gern gehorchen, auch wenn es vernünftig wäre, muss man sie halt erschrecken. Aber ich erschrecke auch. Zum Tag für Tag saftiger werdenden Grün diese boshafte Komplementärfarbe: ein Riesenpickel im Gesicht der Liebsten ist nichts dagegen und wie auf diesen muss ich nun immer auf die knallrote Boje starren, sobald ich ans Fenster trete. Sie ist bestimmt gut verankert; die Spree fließt ja so träge, die wird diesen Giftpilz nicht mit sich reißen. Und wenn ich wenigstens die Seite, die zu mir her schaut mit grün übersprühe? Natürlich nicht, so weit sprüht keine Dose und wenn der Traum gelänge: am nächsten Morgen in der ersten Dämmerung käm’ das Schifffahrtsamt oder wem gehört wohl die Spree? Und die wären imstand und malten ein rot über mein grün, das noch viel lauter kreischte als das zuvor. Vielleicht versuche ich, mit einer grünen Sonnenbrille den penetranten Farbfleck zu dämpfen. Nein, es bleibt ja noch Hoffnung, dass ich eines Morgens verschlafen auf den Balkon tapere und denke: irgendwas ist da aber komisch heut morgen. Bis ich merke: diese HundsgemeinrotBoje ist nicht mehr da. Ach wär det scheen.-

Donnerstag, 10. Mai 2012

Montag, 7. Mai 2012

Sonntag, 6. Mai 2012