Montag, 31. Januar 2011

Der Luftbeschneider
Seit ich gelernt habe, die Luft zu schneiden, wie einer mit der flachen Hand durchs Wasser sichelt und die feuchte Wunde schließt sich nicht mehr, glasig weich klafft der Spalt nun, nutze ich meinen Vorzug. Morgens bleib’ ich noch tatenlos, dulde den Druck des fühllosen Tages, der mich mit seinem ungenauen Licht niederdrückt, mit seiner Gleichgültigkeit verhöhnt. Erst wenn die Dämmerung zu schwingen beginnt, die kühlere Luft mich zum Aufatmen einlädt, setze ich mich zur Wehr gegen die Banalität.
Nicht zu früh gehandelt, nicht zu lange gezaudert, sonst steigen die Nebel der Mutlosigkeit. Der Schlag hinein in sie ist wie in Harz. Da verfilzt sich schnell die Hand zur Mücke im Bernstein. Fahrig sieht man das Wischen des Handschlags noch, wie es Schwung nahm, sich sicher wähnte und dann doch feststeckt. Wie Moses die Schneise durchs rote Meer reißen, mit einem Stockhieb, so muss der Schlag sitzen. Heiter lege ich Spuren ins Gläserne, kratze meine Namen und meine luftigen Wünsche in den Wind. Schaffe kristallene Hütten, übermütig auch Schlote, aus denen mein Tagesverdruss in Hieroglyphen davonfliegt. Alle fünf platonische Figuren umreiße ich, handschriftlich vibrierend. Nein, doch nicht alle: das Pentagondodekaeder überspring ich; ich bin nicht pedantisch. Wie der Dichter das Wasser so balle ich nun die Luft zur schönern Gestalt. Bin ich nicht reich und vor allen begünstigt?

(aus: Schreibkram, Uferheft Nr. 14)

Samstag, 29. Januar 2011

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