Freitag, 12. Februar 2010

Fenster Blick

Fenster Blick

eisschollenschuppige
bleichwinterspree
dahinter der schwarze
strichcode der bäume
wer hat die farben veruntreut
verpulvert das grüne der wiesen

drüber der himmel
verdient nicht den namen
kopfkissenschlaflos und
leergeschüttelt
aussichtslos grau

ein entengeschwader
schwarzfedrig schnatterlos
navigiert durch einen
schmalen kanal
zwischen den schollen
die stillstehen und
nicht länger klingeln

hat jemand die hoffnung
gesehen


die nächte freilich, ihr sog nach unten, bitterer vorgeschmack auf die kommende mühsal des sterbens. Wenn beklemmung herandrückt, nicht von aussen als fremdes, nein von innen als blut vom eigenen blut. Jenseits des fenster schaben die eisschollen auf dem schwarzen fluss aneinander, unhörbar für mich, lautlos auch der schneefall auf bäume und autos. Wer so was vernehmen könnte! Der eigene atem, regelmässig, mit bedacht, und das humpelnde herz sind lauter. Nur nicht zuviel deckenraschelndes rumdrehen, damit sie nicht auch noch erwacht. Fast beruhigend der blick zur leuchtenden uhr: bald geschafft. Schlimmer fast noch das aufstehen: nun ist alles verrenkt und die hände vollgepumpt mit bremsflüssigkeit. Wehe, jetzt fällt was zu boden, wie soll ich das – weit weit entfernt – aufheben, festhalten, forttragen?

Später, beim blick aus dem fenster hinab auf die spree: die eisschuppen wie fettaugen auf einer erkalteten suppe. Einkaufen, essen vorbereiten, der tag lässt sich nicht lang bitten, er schüttelt aufgaben aus seinem netz, mit sinn für belohnung sind auch bücher darunter. Nun denn, da wollen wir uns nicht lange zieren.

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