Donnerstag, 7. Juni 2012

Nachtflugschreiber 6: Meuterei


Selten ist – schreibt er – unsereins hilfloser als wenn die täglichen Hilfsmittel versagen, die technisch hochgerüsteten. Ein Tintenstrahldrucker ist kein Gänsekiel, den man nachspitzen kann, keine eingetrocknete Tinte, die man nachfüllen kann, eh’ vermag heut keiner mehr sich seine Tinte selber zu mischen. Ich sitze vor einem Wunderwerk, ausgeklügeltes Ergebnis langer Erfindungen, scharfsinniger Verbesserungen, die äußere Kleinheit des Geräts täuscht über seine innere Größe hinweg. Was in ihm vorgeht ist mir verborgen, verschlossen für alle Zeit. Das ist kein Fahrrad, dem man mit einigen Schrauben und Muttern auf die Schliche käme. Solche Geräte kann man bestenfalls nutzen, nicht verstehen. Selbst die vollständige mögliche Nutzung bleibt mir verschlossen; im Kampf mit der Gebrauchsanweisung hab ich vorschnell klein bei gegeben.
Der „analoge“ Schreiber hat Papier, Tinte und seine Feder. Was hinzukommt, ist seine Handschrift und eben sein Geist. Das zählt hier nicht. Von diesem technischen Schreib-&Malgerät weiß ich sowenig, als wüsste ich von einem Buch nur, dass man es aufschlagen, umblättern, zuschlagen kann. Diese Maschine nimmt mir soviel ab,- im doppelten Sinne; wenn sie es einmal nicht tut, bin ich verloren. Wut, Scham, Enttäuschung, über mich selber. Hass auf die unschuldige Maschine, die mich plötzlich zum Analphabeten degradiert.

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