Samstag, 19. Februar 2011

2.
Eigentlich wollte ich heute Abend beginnen, dir meine Reise, vor allem die letzten Tage der Ankunft auf der Insel zu schildern. Aber es hält mich nicht im Zimmer; draussen weht ein eigenartiger Wind. Wind, liebe H., wirst du murren, gibt’s auch bei uns reichlich. Nein, diesen nicht. Kann sein, dass ich mir etwas vormache, dass das verwirrend Neue hier mich übertreiben lässt. Der Wind duftet. Dieser Wind heute Abend. Und er drängt sich an mich heran, dass ich meine, er fasse mich an. Ich weiß nicht, wie ich mich verständlich machen kann. Sonst ist das Wesen des Winds, dass er ortlos ist. Von irgendwo kommt er her und nach irgendwo verschwindet er. Aufenthalt, Gegenwart gibt es nicht für ihn. Dieser Wind hier kommt und geht nicht in Stößen, er drängt sich heran an meinen Leib, wie eine Frau? Weich, körperreich, verbindlich. Wie interessiert an mich. Und wenn er sich auch wandelt, bewegt, er lässt nicht mehr ab von mir. Dazu sein Duft; irgendwie nach vVanille, nach Flusswasser, salbeibitter. Am liebsten hätte ich mich entkleidet.
Jetzt – ich bin wieder im Zimmer, sitze am Tisch und schreibe – jetzt ist mir die Erinnerung an vorhin ein wenig peinlich. Nein, nicht peinlich. Aber ich fühle mich nicht gestärkt durch das Erlebnis, eher verlassen, vernachlässigt,- vom Wind? Ich sollte schlafen gehen. Die Reisestrapazen sind doch noch nicht verklungen.
Ich grüsse dich herzlich.
J.

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