Mittwoch, 2. März 2011

14.
Seit gestern bin ich nicht mehr allein in der Herberge; ob das ein Gewinn ist, kann ich noch nicht sagen. Ein Pärchen ist in den Zimmern neben mir eingezogen; nach hinten hinaus. Sie haben also nicht den schönen Balkon wie ich mit dem Blick über den Fluss in den Park. Ich habe noch nicht mit ihnen gesprochen. Sie sind nicht sonderlich leise; ich hoffe, das wird besser, wenn sie erst mal alles verstaut haben. Offenbar haben sie viel Gepäck mit angeschleppt.

Nach dem Abendessen: nun weiß ich ein bisschen mehr über die Zwei. Sie ist Italienerin; das freut mich, da kann ich mich endlich mit jemand verständigen. Er, glaube ich, Däne. Jedenfalls wirkt er so. (Oh, ich seh dich förmlich hochfahren und was von miesen Vorurteilen fauchen). Er ist aber tatsächlich aus dem Norden Europas; versteht deutsch, leidlich spricht er es auch, aber offenbar nicht italienisch; mit ihr spricht er jedenfalls englisch. Was sie treibt, weiß ich noch nicht; er ist wohl Fotograf. Hatte neben seinem Teller eine dicke Kamera, die professionell aussah. Vermutlich war er die treibende Kraft, dass sie sich an einen anderen Tisch, einigermaßen entfernt von meinem, hingesetzt haben. So kam auch kein Gespräch zustande. Findest du das nicht komisch?
Er ist ganz schwarz gekleidet, trägt auch eine schwarze Lederjacke, sogar seine Haare sind schwarz und glänzen. Sie dagegen ist richtig bunt. Und entsprechend lebhaft. Er scheint sie oft zu korrigieren, hat jedenfalls was Pedantisches, ein wenig Besserwisserisches. Aber doch immer irgendwie freundlich. Ich glaub, ich werde morgen, oder so bald sich halt eine Gelegenheit gibt, mein Glück erst bei ihr versuchen; sie ist bestimmt froh, dass jemand hier ihre Sprache versteht.
Ich werden dir berichten, wenn ich mehr herausbekommen haben. Was macht eigentlich dein Zimmer (oder nur Wohnungs?) -genosse? Du hast mir nichts mehr von ihm geschrieben.
Für heute: sei heiter. Ich hab noch eine Lektüre, auf die ich mich freue.
Jacob

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