Freitag, 18. Dezember 2009

der wasserschreiber

Es war einmal ein Mann, der ging gern, wenn die Sonne herabsank, in einem kleinen See spazieren. Tagsüber war das Wasser augenblau, nachmittags dämmerte es grün, gegen Abend färbte es sich bräunlich, nun betrat er den See.
Wo immer der Mann in seinem See hinspazierte, auf der spiegelnden Oberfläche, die nur selten von Wellen aufgeraut wurde; tiefer bis unten auf den Grund, überall hinterließ er Spuren seiner Füße, seiner Hände, seines Leibs.

Am Morgen, wenn er mit der Sonne aufstand, betrachtete er die zahlreichen Wirbel und Striche und Muster, die er im Wasser hinterlassen hatte und wenn er an ihnen nichts auszusetzen hatte, ließ er sie von Wind und Regen wieder löschen. Er liebte es, wenn er abends wieder in den See stieg, ein unbeschriebenes Blatt für seine Empfindungen vorzufinden.

(aus: Buchstabenflucht Uferheft Nr.3)

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