Donnerstag, 24. Dezember 2009

zwergmann

Eine rüstige Lebefrau nahm sich ein Männchen zum Gatten. Wegen seiner sanften Augen und weil er so abendrot wurde, wenn ihm jemand ins Gesicht hineinsah. Wie sie ihn handzahm machte? Durch scharfe Worte. Auch durch kleine, herzerwärmende Spiele: sie lässt ihn übers Stöckchen ins Beilager springen; ab und an ein Telefonbuch zerreißen; wie ein Löwe hineinbrüllen in ihren gespreizte Leib. An Tagen, da sie sich etwas beweisen muss, versucht sie, schon am Morgen sein mürrisches Schweigen zu brechen (bislang nur selten geglückt). Zur Zeit studiert sie mit ihm an einem Schweiß treibend schwierigen Trick: dass er sich auf der Straße von Fremden nach der Uhrzeit befragen lässt.

Natürlich strömen die Freundinnen in Scharen herbei. Darf ich auch mal anfassen, fragt die Dreisteste und alle lachen sich heiser. Wie Konfekt nimmt die Lebefrau neidische Komplimente entgegen. Mit demselben Wonnegruseln lässt sie sich vielfach bedauern. Sie erfragt auch Rat, um ihn scharfsinnig abzulehnen. Nur an nebligen Vorherbsttagen wird sie kleinlaut; da möchte sie ihr Männchen irgendwo abgeben oder einfach vergessen wie einen klemmenden Schirm.

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